Die eigene Geschlechteridentität auszusprechen und zu zeigen, war der Beginn der LGBTQ+-Bewegung. Bereits in den 70er- und 80er-Jahren haben sich Frauen mit gleichgeschlechtlicher, sexueller Orientierung zusammengeschlossen und für ihre politischen, sozialen und privaten Rechte engagiert. Die Farben des Regenbogens wurden als Flaggensymbol gewählt, doch die gesamte Abfolge des Farbspektrums war bereits im 16. Jahrhundert das Symbol für Frieden, Freiheit und Gleichheit.
Vom Alten Testament zur Friedensbewegung
Die gestreifte, alle Farben darstellende Flagge wurde bereits im Alten Testament erwähnt und war in der orientalischen Kultur als Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Menschen angesiedelt. Der Regenbogen als Symbol auf der Fahne galt den Bauern in den deutschen Bauernkriegen im 16. Jahrhundert als bildliche Forderung für ihre Menschenrechte. Beim Weltfriedenskongress 1913 präsentierte der Geistliche James William van Kirk aus dem amerikanischen Bundesstaat die Regenbogenfahne als Friedensflagge. Seit damals gelten die bunten Streifen in vielen Kulturen als Kennzeichen für Frieden und Veränderung. Mit dem Regenbogen soll die Toleranz für die Vielfalt der Natur und ihrer Lebensformen dargestellt werden.
Die Weiterentwicklung der Regenbogenfahne
Um die Toleranz mit allen Lebensformen auszudrücken, ist die Regenbogenfahne ideal. Ihre Nutzung als Symbol der LGBTQ+-Bewegung erfolgte jedoch erst ab 1978. Damals outete sich die kalifornische Politiker Harvey Milk. Er wurde trotz oder wegen seines mutigen Schrittes im Amt bestätigt. Milk vergab einen Kreativauftrag an Gilbert Baker, um der Lesben- und Schwulenbewegung einen positiven Auftritt zu verschaffen. Die bis zu diesem Zeitpunkt verwendete Fahne zeigte ein rosa Dreieck, das auf der Spitze stand. Allerdings war der rosa Winkel zuvor von den Nationalsozialisten verwendet worden, um Menschen mit gleichgeschlechtlicher Sexualität zu brandmarken. Um sich von der Friedensfahne abzuheben und dennoch die Vielfalt darzustellen, vertauschte Baker die Reihenfolge der Streifen. Die heutige LGBTQ+-Flagge beginnt oben mit den Rottönen und endet unten mit den Blautönen. Im Unterschied zur Friedensfahne hat die LGBTQ+-Fahne nur sechs Streifen, da auf den türkisenen Streifen verzichtet wird. Auf einen Schriftzug wird bewusst verzichtet.
Die Bedeutung der Farben
Das gesamte Farbspektrum der LGBTQ+-Flagge soll die Vielfalt der sexuellen Orientierungen aufzeigen. Trotzdem wird jeder Farbe eine Einzelbedeutung zugeschrieben:
– Rot steht für das Leben in seiner Gesamtheit.
– Orange symbolisiert die Heilung von allem Schlechten und meint sowohl Krankheiten als auch enge – Moralvorstellungen oder einengende Lebensformen.
– Die hellste Farbe Gelb ist das Symbol der Sonne.
– Grün wird mit der Natur gleichgesetzt.
– Harmonie wird mit Blau dargestellt.
– Der lila Farbstreifen steht für die Spiritualität jedes Menschens.
Die ursprüngliche Flagge von Baker enthielten die Farbe Pink als Zeichen der unterschiedlichen Sexualität und die Farbe Türkis für die kulturelle und künstlerische Ausdrucksweise jedes Menschens. Aus Produktionsgründen wurde die Flagge um diese beiden Farbstreifen reduziert.
Die LGBTQ+-Flagge wächst
So wie die LGB-Bewegung der 70er-Jahre angewachsen ist und die Vereinigung die Transgender-, Queer-, Intersexual-, Asexual- und Questioning-Community aufgenommen hat, sowie jene Menschen inkludiert, die sich keiner dieser Bewegungen angehörig fühlen, so gibt es auch neue und erweiterte Darstellungen der LGBTQ+-Flagge. Um Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe zu integrieren, wird die Fahne um einen braunen und schwarzen Streifen oberhalb des roten ergänzt. Diese alternative Pride-Fahne soll auf die Diskriminierung farbiger Menschen aufmerksam machen und wurde 2017 erstmals vorgestellt. Sie wurde in der Kampagne “More colors, more pride” verwendet. Gleichzeitig war sie der Beginn für Flaggenergänzungen. Die Fortschritts-Pride-Fahne zeigt den braunen und schwarzen Balken als Teil eines in die Regenbogenfahne hineinreichenden Dreiecks, das um die Trans-Farben Weiß, Rosa und Hellblau ergänzt wird. Der schwarze Dreiecksstreifen erhält eine zusätzliche Symbolik, denn er steht für jene HIV-Infizierten, die mit der Krankheit leben oder daran gestorben sind. In ihrer aktualisierten Form von Valentino Vecchietti ergänzt der Intersex-Aktivist die Progress-Flag um ein gelbes Dreieck und eine lila Kreislinie. Damit soll der Fokus auf intersexuelle Menschen gerichtet werden.
Eigene Fahnen für eigene Bewegungen
Zwischen 2014 und 2020 entstanden Splitterbewegungen, die sich ebenfalls mit eigenen Flaggen darstellen wollen. Die sexuelle Vielfalt soll mit eine entsprechenden Anzahl an Farben in verschiedenen Streifendesigns versinnbildlicht werden:
– Community Flag aller Lesben aus orangen und pinken Längsstreifen mit einem weißen Mittelstreifen.
– Gay-Men’s-Pride-Flagge als Pendant zur Lesbenfahne mit den Farben Blau, Grün und Weiß.
– Bisexuelle Pride Flag mit drei Streifen in Pink, Lila und Hellblau.
– Pansexuelle Pride Flag hat drei Querstreifen in Magenta, Gelb und Cyan.
– Asexuelle Pride Flag mit vier Streifen in Schwarz, Grau, Weiß und Lila.
– Polysexuelle Pride Flag weist die Farben Magenta, Grün und Cyan auf.
Die geschlechtliche Vielfalt wird zusätzlich mit der Trans Pride Flag, der Intersexuellen Pride Flag, der Nonbinary Pride Flag, der Neutrois Pride Flag, den Demigender Pride Flags für Frauen und Männern, der Agender Pride Flag, der Genderfluid Pride Flag und der Genderqueer Pride Flag symbolisiert. Alle diese Flaggen nutzen die Streifenoptik und haben den einzelnen Farben eine Bedeutung zugeteilt, um auf ihre jeweiligen Anliegen aufmerksam zu machen.
Die LGBTQ+-Bewegung wird unterstützt
Wer seine Verbindung mit der LGBTQ+-Bewegung zeigen möchte, ohne selbst Mitglied zu sein, kann dies mit einer eigenen Fahne tun. Der Buchstabe A ohne seinen Querstrich wird in Regenbogenfarben vor einem schwarz-weiß gestreiften Hintergrund gezeigt. Dabei steht der Buchstabe A für das englische Wort Ally, was mit Unterstützer und Unterstützerin übersetzt wird. Entsprechend heißt diese Fahne auch Straight Ally Pride Flag.
